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Pietralla
13.11.2011, 18:50
Beitrag #1
Pietralla
Hallo,

ich möchte mal folgendes Zitat aus einem anderen Forum aufgreifen:

...ein Satz aus dem Buch von Martin Pietralla, den wir Hundemenschen im Kopf haben sollten:

"Wenn sich etwas ändern soll, muss der Hund erfahren, was er tun kann, nicht, was er lassen soll."...

Dem stimme ich nicht zu. Ich denke, der Hund weiss genau, was er tun kann. Was wir ihm beibringen sollten, ist, was er zu lassen hat. Baut denn nicht genau darauf die ganze Hundeerziehung auf? Positive Verstärkung recht und schön, aber doch nur im Zusammenspiel mit negativer. Ich rede jetzt bewusst nicht von Ausbildung auf ein bestimmtes Ziel hin, sondern von der Grunderziehung. Und da stehen wir doch alle vor dem Problem, dass die Hunde einfach austesten, wie weit sie gehen können, und wir ihnen Grenzen setzen.

Was meint ihr?

Grüsse,
Helen

Ein schöner Hund soll leistungsstark sein und ein leistungsstarker Hund kann auch schön sein!

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13.11.2011, 19:58
Beitrag #2
RE: Pietralla
(13.11.2011 18:50)Helen schrieb:  Dem stimme ich nicht zu. Ich denke, der Hund weiss genau, was er tun kann.

... weiss der welpe, wenn er bei mir einzieht, daß er im haus nicht pullern darf, aber im garten?
... weiss der welpe, wenn er bei mir einzieht, daß er meine pumps nicht ankauen darf, wohl aber den kauknochen?
... weiss der welpe, wenn er bei mir einzieht, daß er auf seiner decke liegen darf, nicht aber auf dem sofa, auf dem ich sitze?
... weiss der welpe, wenn er bei mir einzieht, daß er mich nicht anspringen darf, um in richtung auf mein gesicht zu kommen, wenn er meine mundwinkel lecken möchte, sondern daß menschen es für richtig erachten, daß man sich nicht an den mundwinkeln leckt?

ich denke, hunde müssen lernen, was wir von ihnen erwarten.
dazu gehören klar für mich auch verbote - aber eben auch angebote. das zeigen des verhaltens, daß ich wünsche.

lg claudia
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13.11.2011, 21:18
Beitrag #3
RE: Pietralla
Es geht nicht ums dürfen, sondern ums können. Er kann pullern, aber ich habe ihm zu zeigen, dass er es nicht darf. Jedenfalls nicht da, wo er jetzt grad möchte.
Er kann kauen, aber ich habe ihm zu zeigen, dass er nicht den Pumps, sondern den Kauknochen kauen darf.

Weisst, was ich mein?

Und in der späteren Erziehung ist es doch ähnlich - Verhalten, das ich wünsche, wird bestätigt und belobigt, Verhalten, das ich nicht wünsche, wird negativ belegt. Der Hund wird nicht immer für das bestätigt, was er kann - und da kann der Hund vieles, was wir nicht wünschen. Er erfährt in erster Linie, was er lassen soll - damit er der Hund wird, wie wir ihn uns wünschen.

Grüsse
Helen

Ein schöner Hund soll leistungsstark sein und ein leistungsstarker Hund kann auch schön sein!

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13.11.2011, 21:37 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.11.2011 21:55 von tommy30.)
Beitrag #4
RE: Pietralla
Ich stimme dem Zitat fast vorbehaltlos zu. Fast.

Es ist viel einfacher für Hund und für Mensch, den Hund zur richtigen Handlung zu aktivieren - möglichst ohne Zwang - anstelle einen Urwald von Verboten zu schaffen. NUR dann lernt der Hund auch zu wollen, was er soll. Und dies ist die Grundlage für freudigen, fast ständig abrufbaren Gehorsam.

Der Spruch: "Aktivieren, nicht hemmen," ist besonders wichtig und ergänzt das obige Zitat.

Dem Hund hauptsächlich klar zu machen, was er NICHT soll, ist eine archaische Denk- und Ausbildungsweise. Wir haben dem Hund ja damals weniger die Freifolge beigebracht, als gestraft, wenn er die Position verließ. Kein normaler Mensch macht das heute so.

Nur im täglichen Leben ist diese überholte Anschaungsweise nicht tot zu bekommen. NEIN! Für dies und NEIN für das, und NEIN für sellundjenes.

Wieviel einfacher ist es doch, den Hund einfach zurückzurufen (das kann er, das soll er gelernt haben, dafür ist er intelligent aktiviert worden - hoffe ich) als ihn mit Nein! zu konfrontieren, wenn er was vom Küchentisch klauen will. Ruf ihn weg und belohne.

Will er fremde Leute anspringen oder ankläffen: Ruf ihn weg und belohne.

Sehe ich, daß der Welpe im Haus pullern will, rufe ich ihn schnell weg.

Will er was Unappetitliches fressen: Ruf ihn weg und belohne.

Knabbert er an einem verbotenen Gegenstand, rufe ich ihn weg und biete ihm was besseres. (Na, meistens...)

Usw.

Wo Hemmen in die Erziehung fließt, ergibt es für den Hund nur Sinn, wenn der Hund hundliche soziale Grenzen überschreitet: Beißt er mich im Spiel wiederholt zu hart, hau ich im eins an die Ohren. Das würden seine Elterntiere ähnlich machen. Fürs Pinkeln am falschen Platz wird er im Rudel nicht gestraft. Auch nicht, wenn er nicht positionsgerecht hinter oder neben Muttern hergeht, oder sich ein liegengelassenes Stück Futter aneignet.

Im Prinzip "dürfen" meine Hunde fast alles - bis ich sie wegrufe. Ich habe fast keine absoluten Regeln. Jagen?Natürlich dürfen sie jagen. — Bis ich sie abpfeife!! (D.h. im Klartext, so richtig weit dürfen sie nicht dem Hasen nach.) Mal dürfen sie auf die Couch, und mal nicht. Wenn Besuch kommt, ruf ich sie eben runter. Manche Menschen dürfen sie stürmisch begrüßen, und manche eben nicht - aber nicht durch Verbote, sondern dadurch, daß sie zu mir kommen dürfen und wahrscheinlich dafür etwas Gutes einheimsen.

Und das dürft Ihr mir abkaufen (und die, die mich kennen, wissen es) trotz SEHR leichter Hand in der Hundeerziehung gehorchen meine Hunde sofort und meistens freudig.

Ich denke mir - und sehe es jeden Tag - wer denkt, viel verbieten zu müssen, hat keine ideale Beziehung zu seinem Hund und umgekehrt. Es ist doch in den meisten Fällen so leicht, dem Hund eine erfreuliche Alternative anzubieten.

Eine Ausnahme ist, wenn ich einen mehr oder weniger verpfuschten Hund in die Hand bekomme, der schon etliche Macken und schlechte Angewohnheiten hat. Da blockiere/verbiete ich das Fehlverhalten in der Tat mit dem nötigen Zwang und biete erst dann eine Alternative an.

Aber wenn man einen Hund richtig erzieht - aktiviert statt hemmt - dann wird das Verbieten und der Zwang fast unnötig sein.

Vera

Gleiches Streben schafft Freunde. (Demokrit).

Mißtraut allen, in welchen der Trieb, zu strafen, mächtig ist. (Nietzsche)
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14.11.2011, 11:31
Beitrag #5
RE: Pietralla
Wie immer Vera:
:danke: :danke: :danke:

@Helen:
So wie Du die Hundeausbildung beschreibst, wird aus diesem Hund niemals ein aktiver Hund, der wirklich lange, motiviert und mit entsprechender Ausstrahlung arbeitet.

Wer in der Hundeausbildung viele "Neins" braucht, hat im Mittelteil irgendwas übersprungen ....
Außerdem hilft ein "Nein" dem Hund nicht aus der Situation. Das ist das was Vera bereits schrieb: ein "Nein" hemmt nur.

Grüße Andrea
------------------------------------------------------------
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.
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14.11.2011, 13:04
Beitrag #6
RE: Pietralla
Zitat:@Helen:
So wie Du die Hundeausbildung beschreibst, wird aus diesem Hund niemals ein aktiver Hund, der wirklich lange, motiviert und mit entsprechender Ausstrahlung arbeitet.

Wer in der Hundeausbildung viele "Neins" braucht, hat im Mittelteil irgendwas übersprungen ....
Außerdem hilft ein "Nein" dem Hund nicht aus der Situation. Das ist das was Vera bereits schrieb: ein "Nein" hemmt nur.

Mmmhhhh, in der Erziehung mag das ja richtig sein, da ist das Abrufen ja sinnvoll.

In der Ausbildung nützt mir ein Abbruchkommando, wie "Nein (das ist nicht der richtige Weg)" "zeig mir einen anderen, richtigen Weg" mehr.

"Nein" muss ja nicht negativ belegt sein. In der Ausbildung kann ich den Hund doch nicht immer bei einem Fehlverhalten zu mir rufen.

VG Anke

IMER NACH DEM MOTTO

wenn ein Hund nur darf wenn er soll
aber nie kann wenn er will
dann mag er auch nicht wenn er muss

wenn er aber darf wenn er will
dann mag er auch wenn er soll
und dann kann er auch wenn er muss !!!
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14.11.2011, 13:55
Beitrag #7
RE: Pietralla
hallo anke,

klar - ein signal, daß die information hat "du bist nicht auf dem richtigen weg, versuche etwas anderes" ist natürlich in der ausbildung durchaus praktisch und meiner meinung nach auch sehr wichtig.

ein hund, der das kennt, wird die information nutzen und eben aktiv weitermachen.

"nein - hör auf damit" ist aber meiner meinung nach etwas ganz anderes.

nur helen sprach genau davon eben nicht.

lg claudia
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14.11.2011, 18:37
Beitrag #8
RE: Pietralla
@ Vera


mal wieder nichts zu zufügen!!!!!!

LG

Andrea

wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren
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14.11.2011, 18:51 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.11.2011 19:10 von tommy30.)
Beitrag #9
RE: Pietralla
Klar, Anke,

ich z. B. benütze "Nein" und "Ja" auch - aber nicht als Tadel, sondern einfach als Hilfe und Information für den Hund. So wie wir beim Blinde-Kuh-Spielen "warm" und "kalt" sagen.

Und natürlich hört mein Hund mal — besonders in seiner Welpen- und Jugendzeit — ein drohendes "Hör auf!!!" oder "Schluß jetzt!!" wenn er zu sehr aufdreht, da ich zwar gerne physische Spiele mit meinen Hunden mache, mit ihnen am Boden herumrolle usw., dabei aber dem Gedanken, daß ich die Quietschpuppe meines Hundes sein soll, gänzlich abgeneigt bin. :tea: Eine gehörige Portion Respekt (aber nicht Mißtrauen und Angst) verlange ich schon! ICH bin der Teamchef, und das ist gut so. Aber Betonung mehr auf Team als auf Chef.

Auch akzeptiere ich von Anfang an kein "Neinwillabernicht" vom Hund. Da bin ich unerbittlich — aber auch sehr geduldig — dem Hund Brücken bauend — und nicht harsch.
(Dazu muß man aber halt fähig sein, zu unterscheiden, KANN der Hund nicht, oder WILL er nicht. Viele Anfänger sind damit überfordert — sie geben an der falschen Stelle nach, und/oder bestehen auf Gehorsam auch an der falschen Stelle - und das entwickelt sich oft zu einem Riesenproblem).

Aber "Verbote" oder Strafen — per se gibt es bei mir so gut wie gar nicht. (Außer beim erwachsenen Hund: Nicht Kommen oder zögerliches Kommen wird nicht toleriert. Aber da die Hunde vom ersten Tag an gelernt haben: Kommen ist gut! und das Ignorieren eigentlich nie geübt haben, muß ich hier nur minimal der Erinnerung, daß Kommen absolut ist, auf die Sprünge helfen.)

Im Großen und Ganzen finde ich sowieso immer, daß mir meine Hunde meine Wünsche fast von den Augen ablesen und sich dabei ein sozialer Vertrag entwickelt, den beide Seiten einhalten, d.h. ich toleriere/vergebe die Besonderheiten/Mäckchen meiner Hundes und sie meine.

All dies unter der Voraussetzung, daß ich den Hund schon mit 8 - 12 Wochen in die Hände bekomme. Haben sich erst erhebliche Fehlverhalten eingefahren, muß man zunächst anders vorgehen, bis die Fronten und die Hierarchie geklärt sind. Ist das erst im Kasten, wird auch kaum oder gar nicht mehr gestraft.

Vera, die mit den besten dozieren kann ...:nacht:

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14.11.2011, 20:21
Beitrag #10
RE: Pietralla
OK Vera,

dann sind wir uns mal sowas von einig :engel: :oki:

VG von Anke

IMER NACH DEM MOTTO

wenn ein Hund nur darf wenn er soll
aber nie kann wenn er will
dann mag er auch nicht wenn er muss

wenn er aber darf wenn er will
dann mag er auch wenn er soll
und dann kann er auch wenn er muss !!!
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