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Leute anbellen
21.05.2012, 21:05
Beitrag #2
RE: Leute anbellen
Hi Josch,

hört sich schon sehr nach Unsicherheitsbellen an, und in der Unsicherheit ist natürlich immer eine Komponente der Aggression.

Wenn dieses Verhalten nicht unterbunden wird, wird sich Folgendes entwickeln: Früher oder später wird er mit seinem Getue Erfolg haben, d.h. jemand wird sich von einem großen schwarzen Hund mit Halbstarkengehabe beeindruckt zeigen. Das merkt der Hund natürlich sofort und verbucht es, und probiert es danach wieder, jetzt aber mit mehr Überzeugung, die dann früher oder später wieder zum Erfolg führt. So eskaliert das Verhalten, und in einem oder zwei Jahren wird der Hund eine (für ihn) effektive Aggression an den Tag legen, die aber im Grunde immer noch seine Unsicherheit kaschiert. Nur jetzt hat er eben gelernt: Warum soll ich mich unwohl fühlen? Ich stelle es so an, daß sich mein "Feind" unwohl fühlt. Ein großes Maul (und evtl. ein Angriff - denn der momentane Sicherheitsabstand wird sich kontinuierlich verkleinern) ist die beste Verteidigung. Du siehst das schon richtig: Er hat NOCH nicht gebissen. Das ist aber keine Frage von OB sondern von WANN.

Diese Eskalation muß unter allen Umständen verhindert werden.

Ich halte gar nichts von Ablenkungsmanövern wie Richtung ändern oder Leckerle geben, denn sie erreichen nicht den Kern des Verhaltens: Ja, der Hund ist etwas ängstlich, aber er fühlt sich mit Dir auch so sicher, daß er sich wie ein kleines Arschloch aufführen kann/darf, weil Du ihn - im Grunde - die Führerrolle übernehmen läßt. Der Kleine muß schon lernen: Wenn hier jemand knurren darf, ist das mein Herrchen. Ich habe erst mal gar nichts zu melden. Die Hierarchie zwischen Euch stimmt schon mal gar nicht, wenn Du wegen ihm nicht mehr ins Restaurant gehen kannst, weil er die Leute anbellt/anknurrt

Auf sich alleine gestellt hätte er garantiert nicht so eine große Klappe. Auf freiem Feld würde er abhauen, weil er im Grunde - NOCH - ein Feigling ist.

Aber er kann zwei Dinge lernen: 1) Daß Du der Chef bist und bestimmst wer, wann und wo jemand knurrt, und 2) daß die Welt nicht zu Ende geht, wenn er die Klappe hält. Er lernt: Passiert ja gar nichts Schlimmes, auch wenn ich nicht sofort das Wachundegetöse anfange. Beide Lernergebnisse fördern das (Selbst)Vertrauen.

Dieses Unterbinden der Bellerei/Knurrerei darf natürlich nicht mit Hysterie geschehen, die den Hund nur noch mehr verunsichert. DU mußt dabei kühl wie eine Gurke aber dennoch effektiv sein. Loszubrüllen und am Hund rumzureißen, verschlimmert die Sache nur noch. Hundchen "denkt" dann: Wenn Herrchen auch so ausrastet, muß das ja eine ganz schreckliche Situation sein. Dann wird er auch noch von Dir angegriffen, hat nun Feinde vorne und hinten, und dann fällt ihm der Himmel endgültig auf den Kopf.

Das effektive Unterbinden muß gekonnt sein. Auf einem Hundeplatz kann man so etwas lernen, auch im Schutzdienst.

Aber der Schutzdienst muß nach modernen Methoden aufgebaut werden, mit einem Gleichgewicht von Unterordnung und Triebförderung/Kanalisieren. Die alte Methode, bei der man Hunde erst mal trieblich in die Höhe schießen ließ, und sie dann mit Stachelhalsband wieder zur Raison brachte, ist heute nicht mehr angebracht, obwohl man sie noch vielerorts sehen kann - und sie wäre für Deinen Hund absolut der falsche Ansatz.

Vera

Gleiches Streben schafft Freunde. (Demokrit).

Mißtraut allen, in welchen der Trieb, zu strafen, mächtig ist. (Nietzsche)
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Leute anbellen - El Josch - 20.05.2012, 13:40

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