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Angst bei "Sitz"
08.03.2012, 18:42 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.03.2012 18:48 von tommy30.)
Beitrag #9
RE: Angst bei "Sitz"
So, nu ich auch noch:

Hallo Schnauzerdame, (hast Du auch einen Namen?),

Viel wichtiger als das Sitz ist, daß der Hund sich zu Dir drängt und Du ihn dann streicheln, wieder laufen lassen oder auch anleinen kannst, d. h., daß er nicht gleich wieder wegflitzt, sondern daß Du ihn sozusagen "entläßt." Das Sitz ist ja eigentlich für die meisten Leute nur ein schlechtes Hilfsmittel, um den Hund ruhig zu stellen, damit er mit Zappeln aufhört, nicht wieder wegläuft usw. Wenn man aber dafür das Sitz braucht (was ja meistens dann sowieso nicht auf Dauer klappt. wie Du auch schon heraus gefunden hast, weil der Hund nicht doof ist) stimmt im Verhalten VOR dem Sitz schon etwas nicht.

So - nun ist das Anleinen nach Spielen ja häufig eine Form der Strafe für den Hund - Spiel vorbei. (Das Gegenteil von Belohnen ist ja nicht Strafe, sondern der Entzug der Belohnung. Rumrennen ist selbstbelohnend für den Hund.) Somit wird das Sitz für Hundchen dieses Signal beinhalten: Sitz bei Frauchen = Game over. Der Hund verknüpft also sehr richtig und verhält sich eben so, wie Hunde das tun nach dem Vergnügungsprinzip: Was Spaß macht und funktioniert, wird wiederholt.

Anstelle des blöden Sitz würde ich vorschlagen, das Futtertreiben zu üben. Das geht so: Wenn Du Hundchen ranrufst, gibst Du ihm klitzekleine Stückchen Futter - eins ums andere (Größe einer halben Erdnuß) sprichst dabei mit ihm, und läßt Dich sprichwörtlich für das Futter ganz langsam nach hinten drängen. Der Hund darf dabei ruhig hopsen und (an)springen. (Also das sieht dann wie "Betteln" aus, hat aber einen tieferen Zweck!) Du gibst manchmal 15 Stückchen Futter - eins ums andere - während Dich der Hund nach hinten drängt, und manchmal 5 oder 3, usw. Der Hund lernt also, solange er bei Dir bleibt, besteht die Möglichkeit, mehr Belohnung einzuheimsen. Das darf nicht mechanisch geschehen; zwischendurch streichelst Du Hundchen mal, dann nimmst Du das Füttern wieder auf. Dreht Hundchen sich anfänglich von selbst um, rufst Du sofort zurück und bewegst Dich dabei rückwärts - das gibt dem Hund Richtung.

BLOSS nicht den Hund ins Sitz tun wenn Du ihn fütterst. Damit belohnst Du das Sitz - eine ziemlich unwichtige Übung - und nicht das Kommen und bei-Dir-Verharren!!!!! Wie gesagt, das Verhalten VOR dem Sitz ist viel wichtiger als das Sitz.

(Die Hunde der meisten Besitzer, die zu mir in die Hundeschule kommen, "können" das Sitz. — Nur eben nicht, wenn es wirklich gebraucht wird. :mauer: )

Während des Fütterns streichelst Du und greifst auch mal sachte nach dem Halsband. Letzeres muß dann mit etwas Finesse geschehen, gewissermaßen im Nebensatz - und dann sofort wieder loslassen. Es darf nicht sein, daß Deine Hand wie ein roter Neonpfeil auf das Halsband zielt.

Der Kardinalfehler mit Futterbelohnung, wenn der Hund kommt, ist eben dieser: 1 Stück Futter. Der Hund weiß natürlich schon am 2. Tag: Mehr kommt nicht. — Und so entwickelt sich das Kommen dann zum Durchstarten: Danke — und tschüß!

Diese Übung des Futtertreibens solltest Du jeden Tag etliche Male wiederholen, und den Hund auch vorläufig nicht ohne Futter ranrufen. Willst Du ihn dann anleinen, rufst Du ihn erst zwei- bis dreimal ran und leinst ihn dann erst ganz dezent an. So baust Du dem Hund eine Brücke, nimmst dem Widerstand allen Wind aus den Segeln und brauchst gar nicht erst anzufangen, den Hund in ein Verhalten zu zwingen, was er für für eine beschissene Idee hält.

Und noch wichtig: Das Futter sollte weich sein, so daß es gleich geschluckt werden kann. Wenn der Hund lange drauf rumkaut und Krümel auf die Erde fallen, die der Hund dann sucht, verlierst der Hund das bißchen Konzentration, was Du aufzubauen suchst. Also Fleisch oder fett- und salzarmen Käse oder ähnliches in Stückchen ca. 0,5 x 0,5 cm

So lernt der Hund zu wollen, was er letztlich tun soll. Eine Situation mit Gewinn auf beiden Seiten. Jede Erziehungsmethode/Technik wo Du gewinnst, aber der Hund verliert, geht letztlich in die Hose.

Happy Training,

Vera

P.S. Ups — das ist etwas wirr geworden, hab aber jetzt nicht die Zeit, das kürzer zu fassen. Hoffentlich steigst Du durch.

Gleiches Streben schafft Freunde. (Demokrit).

Mißtraut allen, in welchen der Trieb, zu strafen, mächtig ist. (Nietzsche)
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Angst bei "Sitz" - Schnauzerdame2012 - 07.03.2012, 22:51

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