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Pietralla
15.11.2011, 20:35
Beitrag #16
RE: Pietralla
Hi Heike,

im Grunde haben ja alle mehr recht als unrecht, die zu diesem Thema schreiben. Wie schon gesagt, mir scheint, daß wir in der Praxis nicht so weit auseinander liegen.

Aber für mich überschneiden sich heute Erziehung und Ausbildung ganz stark. Das war nicht immer so: Ich zwar hatte schon immer bei der Erziehung eine sehr leichte Hand und bekam als Belohnung tollen und freudigen Gehorsam von meinen Hunden. Hunde, die man durchaus jederzeit auf Reisen, ins Gedränge und sogar bei Besuchen von Nicht-Hundeleuten mitschleppen konnte. So wild sie auch sein konnten, sie kamen brav in die Pfadfinderstunde mit, und später wurden sie in Vorlesungen (ganz oben im Hörsaal) geschmuggelt.

Aber in der Ausbildung wurde ich dann richtig zum Drachen, war ungeduldig, oft unfair und strafte eigentlich viel zu viel. (Korrigieren nannten wir das damals ...) O.k. bei den meisten Hunden sah man das dann am fertigen Hund nicht mehr soo sehr -- aber stolz darauf bin ich nicht. Und Spaß gemacht hat mir diese Phase auch nie — nur dachte ich halt fälschlicherweise, da müssen Hund und Frauchen "durch."

Das änderte sich dann schlagartig, als mir meine Freundin vorhielt, richtig schizophren zu sein. Da fiel der Groschen dann endlich für mich, und die mentale Haltung, die ich in schon immer in der Erziehung hatte, schwappte dann endlich auch in die Ausbildung über. Die neueren und besseren Ausbildungsmethoden waren dabei natürlich hilfreich.

Zitat von Lady Ziska:
"Für mich ist Erziehung der Weg zum Ziel die Bedürfnisse meines Hundes mit meinen und denen meiner Umwelt, in der ich lebe, unter einen Hut zu bekommen."

Genau über diese unschuldig erscheinende - und an sich ja richtige - Aussage stolpere ich ein bißchen.

Denn allzuoft werden dabei trotz frommer Sprüche die Bedürfnisse des Hundes klein geschrieben, die eigenen aber mit Großbuchstaben. (Nein, ich meine nicht Dich, Heike). Vielleicht bin ich hier auch gebranntes Kind durch die Hundeschule.

Fast täglich sehe ich Besitzer mit Hunden, die nicht zu ihnen passen. Junge Mütter mit halbwüchsigen Schäferhunden, alte Knacker mit Arthrose und zumindest einem Zeh im Grab, die sich einen Labiwelpen kaufen, usw. usw. Und immer soll dann der quadratische Pflock in ein rundes Loch gehauen werden. d.h., diese Leute kommen schon mit einer langen Liste von angeblichen hundlichen Sünden, die sie auf keinen Fall länger tolerieren wollen.

Ich denke einfach es ist wichtig in der Erziehung, sich selbst und andern klar zu machen, daß wir den Hund nicht ändern wollen (oder können!) sondern ihn so akzeptieren, wie es sein angeborenes Programm vorschreibt. Ein lebhafter junger Hund schubst nun mal das Kleinkind um, wenn man nicht aufpaßt — und die Oma auch. Manche Rassen und Individuen machen nun mal mehr kaputt als andere. Diese "Probleme" kann man managen, aber nicht dem Hund uncharakteristisches Verhalten oder gar "Einsicht" abverlangen — was dann so gut wie immer zum Scheitern verurteilt ist.

Ich sehe einfach allzu oft, daß Erziehung in den Köpfen vieler Hundebesitzer gleichgesetzt wird mit: Sich einen Hund nach eigenen Vorstellungen zusammenzuschustern. Bei einer KATZE käme kein Mensch auf solche Gedanken. Die werden akzeptiert, so wie sie sind - obwohl die doch auch durchaus lernfähig sind. Kein halbwegs normaler Mensch käme auf die Idee ein Katzenkind zu strafen, wenn es anfangs eben nicht in die Katzenbox pinkelt. Nein, man stellt eben mehr Boxen hin und schüttet extra tollen Sand rein — kurz, man ermöglicht es der Katze, selbst sauber zu werden. — Beim Hundekind sollte das nicht anders sein.

Warum wird das Hundekind zum Kommen gezwungen (was ja sowieso nicht funktioniert) aber bei der Katze lockt und belohnt man, was das Zeug hält (was dann eben meistens funktioniert). Sitzt die Katze auf dem Küchentisch und nagt am Brathuhn, schubst man sie eben runter, und versteckt das Huhn, damit das nicht noch einmal passiert, klaut aber der Hund vom Tisch wird er bestraft — man erwartet Einschicht, weil man das selbe Verhalten ja schon gestern unterbunden hat.

Vielleicht können wir Hundebesitzer was von Katzenbesitzern lernen??

Ups ... das ist etwas wirr geworden.

Vera

Gleiches Streben schafft Freunde. (Demokrit).

Mißtraut allen, in welchen der Trieb, zu strafen, mächtig ist. (Nietzsche)
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Pietralla - Helen - 13.11.2011, 18:50

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